Gedanken zum Kirchenjahr . . .


 

 

 

"Der Pilger geht um des Gehens willen. Er geht nicht, um anzukommen, sondern er geht, um zu gehen.

Der Schritt wird zum Fokus der inneren Sammlung. Schon auf einer ganz trivialen Ebene schlägt sich das in einer beruhigenden Wirkung nieder, wie sie auch jeder Spaziergänger kennt. Wir müssen nicht noch etwas zum Gehen hinzufügen. Wer eins werden kann mit seinem Schritt, kann eins werden mit Gott.

Mehrfach ist mir glaubhaft berichtet worden, dass es Menschen gibt, die diese Ebene sogar beim Jogging erreicht haben. Warum auch nicht?

Wenn alles abgefallen ist und der Läufer eins geworden ist mit diesem "Trott", kann sich das Bewusstsein öffnen.

Dann geht Gott als Mensch - in meinem Menschsein - über diese Erde und durch diese Zeit.

In mir geht Gott?

Gott vollzieht sich in meinem Gehen. Es ist nicht länger mein Gehen, es ist Gottes Gehen. Gott geht in uns auf dieser Erde. So wird unser Leben zu einer heiligen Pilgerreise.

Daher konnte ein Sufi sagen: "Wenn du dich mir stetig näherst und dies mit ganzer Hingabe tust, bis du eins wirst mit meiner Liebe, dann bin ich das Ohr, mit dem du hörst, das Auge mit dem du siehst, die Hand mit der greifst, der Fuß mit dem du gehst."

(aus: Willigis Jäger, Die Welle ist das Meer)

 


Bild: Ursula Perkounigg